Jugendschutz: Erster Hoster kapituliert

Als wir vor einigen Jahren zum ersten Mal das Bild von einem Deutschland zeichneten, in dem das Spielen von Counterstrike, Battlefield & Co. zu einem Problem werden könnte, konnte sich diese Situation niemand so recht vorstellen. Und auch heute sind wir von einer Indizierung noch ein Stück weit entfernt, aber unmöglich scheint es nicht mehr. Und es sind erste Folgen dieser Entwicklung spürbar: Wie der auf Shooter spezialisierte Serveranbieter XG1 gestern in einem Newsletter an seine Kunden mitteilte, verabschiedet man sich zum 31. Juli 2008 vollständig aus dem Geschäft mit dem Hosting von Gameservern im Bereich Shooter.

Auf Shooter spezialisiert

Der Schritt ist drastisch und betrifft laut dem Newsletter mehrere Tausend Gameserver für Battlefield, Counterstrike, Enemy Territory, Medal of Honor und zahlreiche andere Spiele. Wie es in dem Schreiben, dessen Echtheit uns noch einmal von Betreiber IP Entertainment bestätigt wurde, weiter heißt, nimmt XG1 keine automatischen Einzahlungen von Kunden mehr an. Bestandskunden können bis zum Ende des Regelbetriebs ihr verbleibendes Guthaben aufbrauchen. Manuelle Einzahlungen werden weiterhin angenommen, doch auch in diesem Fall werden eventuelle Restguthaben zum 31.7. verfallen. Anfang August ist also Schluss.

Vergiftetes Klima

Begründet wird die Entscheidung im Newsletter mit der erneuten Verschärfung des Jugendschutzgesetztes durch den Bundesrat am vergangenen Freitag und den damit verbundenen Folgen. Nach dem Jugendschutzgesetz des Bundes müssen auch Computerspiele wie zuvor Kino- und Videofilme mit einer Altersfreigabe gekennzeichnet sein. Alle neuen Medien, auch Internetseiten, können laut der Rechtsauffassung der XG1-macher auf den Index gesetzt werden und Sperrungsverfügungen unterliegen. Und es ist vor allem diese Unsicherheit, die letztendlich zur Entscheidung geführt hat.

Unsicherheit überwiegt

"Wir beobachten die Entwicklung schon seit Jahren und waren uns über die Konsequenzen der aktuellen politischen Entscheidung im Bundestag bewusst", erläutert XG1-Geschäftsführer Timo Hilbertz, "es macht keinen Sinn die Entwicklung und den E-Sport-Service in Deutschland weiter voranzutreiben, selbst wenn man prämierter Technologie-Marktführer ist, das Risiko als Anbieter eine Sperrungsverfügung zu erhalten oder die Grundlage des Angebotes entzogen zu bekommen, ist so groß, dass wir unsere erheblichen Investitionen nicht mehr sichern können. Konsequenz der politischen Entscheidung wird sein, dass die E-Sportler sich im Internet blitzartig Anbieter und Lieferanten außerhalb Deutschlands suchen. Das ist technisch nicht mal mit Nachteilen verbunden."

Auf dem Weg in die Illegalität

Der Schritt von XG1 ist drastisch, aber verständlich, lebt das Genre neben den Klassikern doch vor allem von neuen Titeln. Mit Battlefield, MoHa und CS lässt sich auf Dauer kein Geschäft machen und die europäische Konkurrenz ist wie von Hilbertz skizziert stark. Bereits heute werden Server in Holland und Österreich gemietet und diese Anbieter drängen auf den ohnehin fast ausschließlich online umkämpften Markt. Fraglich ist deshalb, wie sich die anderen deutschen Hoster verhalten werden. Für die Battlefield-Serie sind hier vor allem K-Play und 4Players zu nennen, die wir diesbezüglich in Kürze befragen werden. Der Newsletter selbst kann im Wortlaut solange in unserem Forum diskutiert werden, wohin wir den Thread aus dem Redaktionsbereich verschoben haben.