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Battlefield-Kolumne: Ist der Premium-Pass ein Auslaufmodell?

Battlefield-Kolumne: Ist der Premium-Pass ein Auslaufmodell?
von panzerfahrer 17.03.2017 7 Kommentare

Mit dem diese Woche erschienenen DLC „They Shall Not Pass“ gab es nicht nur neue Inhalte für Battlefield 1, sondern auch eine weitere Premiere: Auch bei mir als Spieler ohne Premium Pass stand der rund 6 GB große DLC in der Download-Warteschlange. Daher frage ich mich, welche Strategie dahintersteckt und ob uns eventuell doch ein Umdenken seitens EA und DICE bezüglich der Verteilung und Veröffentlichung von Inhalten bevorsteht. Ein paar Gedankengänge.

Premium Pass – Ein Erfolgsmodell mit Auslaufgarantie?

Dass der mit Battlefield 3 eingeführte Premium Pass (früher „Premium“) aus Umsatzsicht eine Erfolgsgeschichte sein dürfte, lässt sich bereits daran erkennen, dass ihn jeder Battlefield-Teil seit Battlefield 3 und ebenso Star Wars: Battlefront spendiert bekommen hat. Obwohl keine offiziellen Verkaufszahlen vorliegen, ist es fast unbestritten, dass das Modell „Premium“ funktioniert. Die Frage ist eher: Wie lange noch? Dabei ist die Rechnung für den Publisher einfach: Er erhält vorab rund 50 Euro von seinen Kunden und die erhalten dann im Gegenzug alle Inhalte, die innerhalb der ersten Monate und Jahre für das Spiel erscheinen, kostenlos. Augenscheinlich ein fairer Deal und insgesamt günstiger, als vier Mal den Einzelpreis von rund 15 Euro pro DLC zu bezahlen. Ein unschlagbares Angebot also? Teilweise!

Der Premium Pass ist quasi so etwas wie eine Bezahlung per Vorkasse ohne Qualitäts-Gütesiegel. Ich möchte DICE nicht unterstellen, dass sie sich keine Mühe bei den DLCs geben, ganz im Gegenteil, aber es ist und bleibt zunächst ein einseitiges Geschäft ohne direkten Gegenwert. Denn die Spieler gehen finanziell in Vorleistung, obwohl bei Release noch nicht mal genau klar ist, welchen Gegenwert sie für ihr Geld erhalten. Steinigt mich, aber mir ist keine andere Branche bekannt, bei der so etwas so stillschweigend akzeptiert wird, wie in der Gaming-Branche. Rückblickend kann man auch festhalten, dass es bei allen Battlefield-Teilen seit Teil 3 DLCs gab, die weniger gelungen waren oder einem persönlich nicht zusagten. Für mich waren das beispielsweise „End Game“ bei Battlefield 3, oder „Second Assault“ bei Battlefield 4. Und genau dann relativiert sich der Paketpreis gegenüber dem Einzelkauf bereits.

Spaltung der Community

Geld hin oder her, das wichtigste Argument, das gegen das Premium-Modell in der aktuellen Form spricht, ist die Spaltung der Community. Und genau die ist mittlerweile auch bei DICE auf dem Radar gelandet. Lieber spät als nie. Denn der Premium Pass beinhaltet neben weniger spielrelevanten Dingen auch Maps und Waffen, den Kernelementen eines jeden Shooters. Und genau hier fängt die Selektion an. Für professionelle Clans wird er damit zum Pflichtkauf und auch lose Spielgemeinschaften werden quasi schon dazu genötigt, den Premium Pass zu kaufen, um beim Mapwechsel nicht auseinandergerissen zu werden. Weniger liquide Spieler bleiben komplett von den neuen Maps ausgeschlossen. Und wer zwei Jahre nach Battlefield-3- oder Battlefield-4-Release noch einen ordentlichen Server finden wollte, auf dem beispielsweise „Aftermath“, „Armored Kill“ oder „Dragons Teeth“ lief, der merkte spätestens dann, dass Battlefield-DLC-Maps einen schnellen Tod sterben. Denn gezockt werden bereits nach Ende der offiziellen Season-Pass-Laufzeit vorrangig nur noch Vanilla Maps. Ich würde einfach mal die These aufstellen, dass Battlefield-DLCs zwar kurzfristig zu einem leichten Anstieg der Spielerzahlen führen, insgesamt aber eher kontraproduktiv für die Popularität eines Spiels sind und langfristig keinen nennenswerten Anstieg bei zahlenden noch spielenden Kunden mit sich bringen. Verstärkend hinzu kommt der Punkt, dass Serverbetreiber ihren teuer bezahlten Server am liebsten voll sehen. Und das schaffen sie leichter mit den Vanilla Maps, die ein Großteil der Spieler besitzt, und nicht mit einer Mischung aus Vanilla- und DLC- Maps.

Denkt DICE bereits um?

Offenbar schlägt das ganze Thema bereits ausreichend hohe Wellen, sodass sich jetzt auch Design Director Lars Gustavsson in einem Gespräch mit der "Gamestar" zu Wort gemeldet und angekündigt hat, dass man das Feedback zur Spaltung der Community gehört hat und man sich bereits Gedanken macht. Man schaue sich auch andere Vertriebsmodelle an. Der Mann muss es wissen, denn immerhin ist er bereits seit Battlefield 1942 mit dabei und hat den Wandel der Serie mitgeprägt. Dabei liegen die guten Ideen gar nicht so weit entfernt, wenn man beispielsweise auf die Vertriebsmodelle von Rainbow Six: Siege (Ubisoft) oder Overwatch (Blizzard) schaut. Oberstes Credo: Ein Season Pass bzw. Kaufinhalte sind optional und liefern keine Kerninhalte, die die Spaltung der Community begünstigen. Zudem gibt es laufend Gratis-Content, der die Spielerinnen und Spieler bei Laune hält. Was Battlefield-Spieler bei jedem Teil auf's Neue diskutieren, findet bei den genannten Shootern aufgrund einer anderen Veröffentlichungsstrategie erst gar nicht statt. Deswegen ist die Diskussion fast nur als reine "Battlefield-Diskussion" zu sehen. Auch beim jüngst erschienenen „For Honor“, ebenfalls von Ubisoft, kann man zwar immer noch zu viel Geld für optionale Waffenskins und Outfits ausgeben, alle Kerninhalte wie Maps, Modi oder Charaktere stehen jedoch für alle Spieler kostenlos zur Verfügung bzw. sind separat erspielbar.

Klar, auch über die Kombination aus Vollpreisspiel plus Ingame-Shop (und Freischaltwahn) kann ausgiebig und hitzig diskutiert werden, ist allerdings im Kontext des speziellen „Community-Spaltung-Problems“ hier in diesem Report nicht zielführend. Und natürlich sollen die genannten Vertriebsmodelle nicht 1:1 dem Battlefield-Franchise übergestülpt werden. Vielmehr geht es darum, Sinnvolles zu übernehmen und für die Serie zu adaptieren. Die steigende Popularität von Rainbow Six: Siege kommt übrigens nicht von ungefähr: Eine Mischung aus Community-Nähe, Umstellung des DLC-Modells und regelmäßigem Gratis-Content dürfte wohl mitverantwortlich sein.

Was könnte in der Zukunft kommen?

Zurück zur Ausgangsfrage: Warum habe ich also jetzt den ersten Battlefield-1-DLC auf meiner Platte, obwohl ich den Premium Pass nicht besitze? Mehrere Möglichkeiten wären hier denkbar:

  • A: EA/DICE ändert das Premium-Modell nicht. Stattdessen gibt es Gratis-Wochenenden, die mir den DLC und den Premium Pass schmackhaft machen sollen. Dazu würde passen, dass sich Matches auf den DLC-Maps über den Spectator-Modus anschauen lassen. Ich kann also immerhin schon mal zugucken, wie gut Andere den DLC finden. Die Maps sind praktischerweise schon auf der Festplatte verfügbar, der Klick zum Kauf nur ein paar Mausmillimeter entfernt.
  • B: EA/DICE baut das Premium-Modell dahingehend um, dass auch Spieler ohne Premium Pass Freunden hinterher joinen können, um die Maps zu spielen. Ein ähnliches Feature namens „Spawning“ nutzt Blizzard bereits bei Starcraft 2, bei dem nur innerhalb einer Freundesgruppe alle Spielinhalte zur Verfügung stehen. Spielt man allein, kann man auf die Inhalte nicht zugreifen.
  • C: EA/DICE verabschiedet sich komplett vom Premium-Modell und stellt auf ein Modell um, wie es zum Beispiel in Rainbow Six: Siege oder Overwatch zum Einsatz kommt. Das bedeutet: Kerninhalte wie Maps und Klassen bekommen alle Spieler, „optische Kosmetik“ und nicht Spielrelevantes ist optional im Ingame-Shop kaufbar oder sogar ohne den Einsatz von Echtgeld erspielbar. So kann jeder Spieler selbst entscheiden, ob er lieber mit einer vergoldeten Waffe oder dem Standard-Skin spielen möchte. Beim Entscheidenden, den Maps, gilt für alle Spieler: Free for all.

Ob Battlefield 1 noch von all der Glaskugel-Lesererei profitieren wird, steht in den Sternen. Es wäre allerdings höchste Zeit, gerade da man angekündigt hat, das Spiel länger als üblich zu supporten. Um den zwangsläufig kommenden Rückgang der Spielerzahlen und das Desinteresse der Spielerinnen und Spieler zu vermeiden, sind jedoch frische Ideen notwendig, mit denen Spieler und Publisher leben können. Denn nichts stärkt das Interesse an einem Spiel stärker als eine lebendige und geschlossen auftretende Community.

Info: Diese Kolumne spiegelt die persönliche Meinung unseres Redakteurs wider und soll als Denkanstoß gesehen werden. Wir freuen uns auf eine sachliche und themenbezogene Diskussion im Forum und in den Kommentaren.

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Kommentare
17.03.2017 17:40 kunde
Gut geschrieben und vollständig zustimmens wert.
17.03.2017 18:10 Nerowynger
Sehr schön Geschriben!
Ich habe mein letztes DLC bei BF3...Back to Karkand gekauft, die andren gabs mit der Zeit bei BF4 Kostenlos....ich kaufe keines mehr! Unterstütze das Nicht...Premium, als ob sie was besseres wären, den so benehmen sich viele.
Aber zum Glück nicht alle....Gehört abgeschafft"Punkt"
18.03.2017 12:33 Skywalker077
Sehr schöne Kolumne
18.03.2017 19:12 K-Jii
Ich mag das Seasonpass Modell von Rainbow Six Siege, man muß es nicht kaufen um neue Inhalte zu bekommen, alles bis auf kosmetische dinge kann erspielt werden, keiner wird hier benachteiligt, ich kann problemlos mit freunden spielen die kein seasonpass haben.
die spaltung der community bei BF ist wirklich ein problem, aber soldaten mit clownsmasken und pinken tarnanzügen will ich da jetzt nicht sehen, das passt einfach nicht zu battlefield, aber erstmal kommt ja eh kein neues bf mehr.
20.03.2017 02:26 Nightmare
Hm... zu dem letzten Satz kann ich nur sagen, dass ich Lachen würde, würde Dice irgendwann auch in Zukunft erkennen das Mods auch ihren Teil dazu beitragen können....
So wie früher,
Mister Gustavson ist schließlich lange genug dabei...
24.03.2017 12:32 Quarzup
Das die DLC bzw. der Premium Pass die Spieler spaltet ist unbestreitbar und ein wichtiger Teil meiner Meinung nach ist, daß das Spiel an Wert verliert.
Dies kommt daher, daß man Heutzutage kaum Server findet wo alle DLCs angespielt werden, vor allem wenn man dann noch Hardcore spielen will. Man spielt sozusagen meist nur Vanilla, was dann auch nur 50% (oder so) der Karten beinhalten (eventuell auch weniger Waffen).

Mal abgesehen davon, daß man erstmal für Premium mehr Geld bezahlt um das Gesamte spiel zu spielen und um nicht zu sagen, daß das eigentliche Spiel weniger Entwickelt wird und dafür mehr in DLCs gepackt wird.

Ich würde mir auch kein Vanilla kaufen, da ich das Gesamte spiel haben möchte, so zu sagen bin ich nen DLC Gegner, zumindest wenn diese Kostenpflichtig sind. Ich überlege mir dann von Anfang an ob das Spiel mit DLCs (od. Premiumpass) das Geld wert ist oder ob es mir zu teuer ist.
So würde ich mir immer ein Premiumpass kaufen, ob vor dem erscheinen (was ich bei Battlfield spielen schon unterstützen könnte oder auch nach erscheinen da die DLCs dann billiger sind.

Weitergehend würd ich es zum Kotzen finden wenn Battlefield zukünftig Inhalte zum Erwerben hätte (in-game-shop) und wenn es wie K-Jii sagt in 'Clownsmasken' endet.

Meiner Meinung nach gehören DLCs und Premium Modelle wie auch In-Game-Shops abgeschafft und ein Preis für ein Spiel verlangt...
Und Mod-freundlich wäre auch net schlecht.

Nun ich bin aber mit den Preis von 60€ f. BF3 Premium zufrieden gewesen, auch wenn das etwa 2,5x soviel ist wie Spiele vor 15 Jahren gekostet haben.
26.03.2017 11:12 panzerfahrer
Danke für Euer Feedback. :) . Bald wird es eine Ankündigung geben, wie der Premium Pass zukünftig aufgebaut ist. Bin mal gespannt, was da kommt. Kann mir gerade kein Modell vorstellen, das alle zufriedenstellt. Etwas grundlegend umzustellen, ohne Besitzer der Ultimate Edition zu benachteiligen, kann ich mir gerade schwer vorstellen. Wahrscheinlich kann man Maps mit Schrottobjekten kaufen oder dergleichen ^^