BF Stats: Wird BF2142 ein zweites BFV?

Als wir vor einigen Monaten mit unserer Dokumentation von Spielerstatistiken für die Battlefield-Serie begannen, stellte sich noch die Frage ob Battlefield 2142 seinem Vorgänger Battlefield 2 den Rang ablaufen kann. Drei Monate später hat sich die Situation völlig gewandelt. Die Beteiligung an Schlachten auf den Schauplätzen ist seit Wochen rückläufig, während bei BF2 gekämpft wird wie eh und je. Dem Ergebnis der Betrachtung wollen wir einen eigenen Artikel widmen, der sich abseits der Zahlen auch ein wenig mit den Hintergründen beschäftigt.

Traue keiner Statistik...

Natürlich ist unser Zahlenmaterial nicht der Weisheit letzter Schluss. Gespeichert werden stündliche Stichproben der Spielerzahl, die zehn Minuten später schon anders aussehen können. Dennoch sind die Zahlen aussagekräftig. Battlefield 2 erreicht jedes Wochenende eine Spielerzahl von über 30.000 und zu keinem Zeitpunkt liegt die blaue Linie von Battlefield 2142 darüber. Vielmehr ist ein Trend nach unten zu erkennen, den auch der Verkaufsstart des Boosterpack Northern Strike nicht stoppen konnte. Das alles hat jedoch nichts mit der Qualität des Spiels zu tun. Die Mehrheit der Käufer ist mit dem Titel und seinen Funktionen zufrieden, nur die langfristige Bindung scheint nicht zu klappen. Allerdings sind die Werte differenziert zu betrachten. Mit Werten zwischen 15.000 und 18.000 Zockern pro Abend spielt BF2142 in der Welt der Multiplayer-Shooter noch ganz weit oben mit, nur eben ganz weit unterhalb von BF2. Zu beobachten ist auch ein paralleler Rückgang bei beiden Spielen innerhalb der letzten sieben Tage, der - dem RL sei Dank - wohl auf das gute Wetter zurückzuführen ist.

Kein echter Anreiz mehr

Wenn man nach Gründen für das Erlöschen des Interesses sucht, kommen mehrere Faktoren in Frage. Der erste und wichtigste ist sicherlich das neue Rankingsystem, das sich gegenüber der ersten Beta vor dem Verkaufsstart drastisch verändert hat. Nicht in der Struktur der Inhalte, sondern in Form der Messlatte für Leistungen. Ob es die teils heftige Kritik an den eher dürftigen Kits aus der eSports-Szene oder Feedback der Spieler in den Beta-Foren: die Punkte für das Erreichen der Ränge wurden im Hauptspiel ohne Ansage drastisch herabgesetzt. Und dass, obwohl das System im Gegensatz zu Battlefield 2 viel mehr Optionen zu deren Erspielen bietet. Was dort teils mehrere Monate dauerte und ein echter Ansporn war, erreichten Spieler in Battlefield 2142 mit viel Zeit bereits in zwei Wochen: einen der obersten Ränge und die Freischaltung der meisten Unlocks. Auch die Belohnungen im Boosterpack sind nach wenigen Runden im BFHQ auswählbar. Und so mehren sich die Stimmen, die über einen Mangel an Zielen klagen. Ohne das System an sich zu bewerten oder in Frage zu stellen, ist hier ein deutlicher Mangel in der Konzeption zu erkennen. Wer den Schwerpunkt so stark auf erspielbare Waffen und Gimmicks legt, sollte seine Ziele nicht so kurzfristig planen. Und wenn er es tut, sollte er für genügend Nachschub sorgen. Nur erstellen sich neue Unlocks eben nicht von selbst.

Kein Editor, wenig Mods

Ein weiterer Faktor ist das Ausbleiben der ganz großen Modprojekte. Von First Strike, Clonewars Battlefront - ARC und Rise of Hades einmal abgesehen ist die Übersicht der Projekte eher gering. Vom Bereich Custom Maps ganz zu schweigen, die ohne den im Oktober 2006 angekündigten Editor auch eher mühsam und mit Hilfe des Tools für BF2 zusammen geschraubt werden. Ohne Lightmap Samples und damit auch ohne den von vielen Spielern begehrten letzten Schliff. Ob es nun Zufall ist, dass der Editor trotz Ankündigung wie bereits bei Battlefield 2 erst nach dem ersten Boosterpack kommt (wenn er es denn tut), lassen wir trotz des spekulativen Charakters einfach mal im Raum stehen. Fakt ist jedoch, dass sich die Aktiven bei Battlefield 2 und Battlefield 2142 immer noch Abmühen müssen. Eine Community lebt aber auch von ihren Events, die bei BF2142 kaum stattfinden. So gering das Breiteninteresse an Mods und Maps bei BF auch sein mag, gibt es immer ein paar Clans, die mit ihren Servern und Aktionen auf Basis von Mods und Maps Abwechslung ins Spielerleben bringen.

Cheater haben kleine...

Last but not least bliebe noch die Gruppe von Spielern, die Fehler im Spiel oder teuer gekaufte Hacks zum eigenen Vorteil nutzen und damit den Spielspaß der anderen mindern. Das Geschäft floriert, im Forum des größten uns bekannten Anbieters tummeln sich parallel Kunden für ein halbes Dutzend Spiele und daran wird sich auch auf lange Sicht nichts ändern. Solange die Leute bezahlen wird das Wettrennen zwischen den Entwicklern der Hacks und denen der Schutzprogramme andauern. Erst mit dem ersten Gesetz oder Urteil gegen die Produzenten wird die Seite des Lichts die Oberhand gewinnen. Gerade im Fall von Hacks gewinnen zurzeit noch die Bösen. Allerdings kann man sich mit diesem Problem arrangieren und nur noch administrierte Server aufsuchen. An der Gesamtproblematik ändert das jedenfalls nichts. Professionelles Cheaten ist im Jahr 2007 zum Volkssport geworden.

Zeit für Battlefield 3?

Betrachtet man das Gesamtbild, ist die Situation vergleichbar mit dem Jahr 2004. Der Zuspruch zu Battlefield 1942 und den Mods war hoch und dennoch sehnten sich die Spieler nach etwas neuem. Etwas neues, das Battlefield Vietnam vielen nicht geben konnte. Ähnlich wie bei Battlefield 2142 fanden sich auch hier begeisterte Spieler, die ganz große Welle setze jedoch weder bei Spielern noch bei Moddern ein. Derselbe Effekt ist nun erneut zu beobachten: BF42 kam im September 2002, BFV knapp anderthalb Jahre später im März 2004. Dann der ganz große Wechsel auf BF2 im Juni 2005 und erneut im Abstand von anderthalb Jahren eine Nachfolger: Battlefield 2142. Für Battlefield Vietnam gab es angesichts geringer Spielerzahlen gar kein Add-On und die hohe Zahl an Inhalten in den Patches erklärt sich vielleicht genau aus diesem Grund. Für Battlefield 2142 wird es bei solch drastisch sinkenden Zahlen wohl ebenfalls bei einem Booster bleiben, denn Fortsetzungen werden immer noch auf Basis von Verkaufs- und Nutzungszahlen geplant - egal was die PR-Maschine nach außen kommuniziert. Die logische Konsequenz wäre also ein ganz neuer Teil. Ein "Battlefield 3" oder wie auch immer es heißen mag, an dem laut Gerüchten sogar bereits gearbeitet wird. Und wenn der weltgrößte Publisher seinen gewohnten Zeitplan einhält, müsste die Ankündigung noch bis Ende des Jahres erfolgen.

Bitte erst 2009!

Allerdings kann sich EA einen solchen dritten Teil von unserer Seite aus getrost bis zum Jahr 2009 sparen. Und warum? Weil bisher jedes Spiel unfertig veröffentlicht und nachträglich auf ein akzeptables Level gepatcht wurde. Selbst BF2142, wenn auch eher unter Gameplay-technischen Aspekten. Mit einer längeren Entwicklungszeit hätte jeder Teil ausgereifter und bugfreier sein können. Dazu angereichert mit Ideen aus der Community, wie schwarze Texturen auf der Innenseite von Gebäuden (Anti-Glitching), mit vom Verkaufstag an funktionierenden Konzepten für die Bereiche eSports und Mods, mit frei definierbaren Kitzusammenstellungen auf Unranked Servern, mit einem funktionierenden Zuschauermodus, mit einem fertigen Wiki von, für und mit Moddern, mit weniger hart gecodeten Funktionen, mit einem integrierten und selbst erklärendem Mapeditor und einem ausführlichen Betatest im Vorfeld. Dann und ja dann sind wir auch bereit wieder Spiele zu kaufen, die mehr als eine Wartefunktion in der Sammlung im Regal haben. Das muss man ? bei aller Liebe zum Spiel ? einfach festhalten.